Neuer Datensatz zur Nutzung algorithmischer Vorhersageverfahren online

Im Qualiservice-Katalog ist ein neuer Datensatz ab sofort unter https://doi.org/10.1594/PANGAEA.961744 online verfügbar.

Es handelt sich um 18 Transkripte qualitativer Expert:innen-Interviews aus dem von der Hans Böckler-Stiftung geförderten Projekt Algorithmische Vorhersage und Mitbestimmung (AVuM), das gemeinsam von Maximilian Heimstädt (Weizenbaum-Institut) und Lukas Daniel Klausner (Fachhochschule St. Pölten) von Oktober 2021 bis Dezember 2023 durchgeführt wurde.

Das Projekt untersucht den Einsatz von algorithmischen Verfahren für das Risikomanagement ("Predictive Risk Intelligence" oder PRI) in zunehmend komplexen Wertschöpfungsnetzwerken, welche Ausfallwahrscheinlichkeiten von Maschinen oder Infrastruktur vorhersagen. Zentrale Fragestellungen waren, wie und mit welchen Konsequenzen PRI von Unternehmen für die betriebliche und überbetriebliche Mitbestimmung bereits eingesetzt wird oder wie algorithmische Vorhersagesysteme (ähnlich zu PRI oder auch neuartig) von Arbeitnehmer:innenvertretungen genutzt werden können, um Mitbestimmung in Zeiten der Entsolidarisierung weiterzuentwickeln. Ein sekundärer Untersuchungsgegenstand waren zudem die Auswirkungen des in Deutschland eingeführten Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) auf Praktiken des Risikomanagements.

Diese Thematik wurde durch qualitative, teilstrukturierte Expert:inneninterviews mit Erwerbstätigen in Unternehmen, NGOs oder gesetzlichen Interessenvertretungen in Deutschland und Österreich untersucht. Hierzu wurden über einen Zeitraum von acht Monaten (Juni 2023 – Februar 2023) mit dreißig Vertreter:innen von drei Stakeholdergruppen (Merchants, Customers und Audience) rund um PRI in Lieferketten leitfadengestützte Experteninterviews durchgeführt. Als Merchants gelten Vertreter:innen von Softwarelösungen für das Risikomanagement, zur Audience-Gruppe gehören Interessenvertretungen für Risikomanagement in Lieferketten, Customers stellen (potenzielle) Kund:innen von PRI-Anbietern dar, die überwiegend aus den Bereichen des Einkaufs und Supply-Chain-Managements stammen. Schwerpunkte der Interviews waren die Einordung der eigenen Organisation im Kontext von globalen Lieferketten und Risikomanagement, Erfahrungen oder Einschätzungen zum Einsatz von PRI sowie die Beziehungen zu anderen Stakeholdergruppen.

 

Die erhobenen Daten wurden durch eine reflexive thematische Analyse ausgewertet und bieten durch die thematische Breite der geführten Interviews das Potenzial für weiterführende Forschung insbesondere zur Dynamik zwischen Unternehmen, Interessenvertretungen und Risikomangement-Dienstleistern und zu den Auswirkungen algorithmischer Vorhersageverfahren auf verschiedene Aspekte der Arbeitsbeziehungen. Die anonymisierten Transkripte stehen als Scientific Use File für die wissenschaftliche Sekundärnutzung sowie für die akademische Lehre zur Verfügung.

 

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